Wenn der Baby Blues zu Tränen rührt
Mit Musik hat der Baby Blues herzlich wenig zu tun, außer man interpretiert die Heultage nach der Geburt als musikalischen Genuss. Da sollte man doch das glücklichste Wesen auf Erden sein, wenn nach der Schwangerschaft endlich auch die Geburt überstanden ist und das Baby zuckersüß im Arm der Mutter liegt, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Der Konsum an Taschentüchern steigt ins Unermessliche, meist am dritten Tag nach der Geburt wird die Neu-Mama von ordentlichen Heulattacken geschüttelt. Aber warum? Schließlich hat man diesen Moment neun Monate herbeigesehnt und nun solch ein Trauerspiel.
Hormonumschwung bei Müttern
Wer bei der Geburt nicht nur neugierig den neuen Erdenbürger begutachtet hat, sondern auch das, was neun Monate lang sein „Häuschen“ war, wird sich sicherlich noch an den Mutterkuchen erinnern, der das Ungeborene mit Nährstoffen versorgt hat. Aber nicht nur das gehört zu seinen Aufgaben, er diente während der Schwangerschaft auch als hormonbildendes Organ. Reichlich Schwangerschaftshormone hat der Mutterkuchen in dieser Zeit gebildet, ein Teil kreist noch nach der Geburt im Blut der Mutter, doch nachproduziert wird nicht. Die frisch gebackene Mama fällt in ein tiefes Hormonloch, denn durch das plötzliche Ausbleiben der Produktion kommt es zum heftigen Hormonumschwung. Das wirkt sich unmittelbar auf die Psyche aus und rührt zu Tränen, schon das kleinste falsche Wort kann dabei gleich einen ganzen Sturzbach auslösen.
Der Stress nach der Geburt
Hinzu kommen an diesem verflixten Tag dann auch noch vermehrte Selbstzweifel, der neuen Situation gewachsen zu sein. Die anfängliche Euphorie hat in den ersten Tagen den Stress und den plötzlichen Schlafmangel überdeckt, doch nun fördert der Baby Blues all das zutage, was so erfolgreich verdrängt wurde. Kaum noch Schlaf, eine enorme Verantwortung und dann die Frage, ob die Partnerschaft dieser neuen Situation gewachsen ist, ob die Pflege des Babys auch zu Hause klappt und welche Einbußen durch ein Kind auf einen zukommen. Aber damit noch nicht genug des Leides, denn es stehen noch weitere Probleme an diesem Tag an, die das Fass endgültig zum Überlaufen bringen und den Taschentuchkonsum noch weiter erhöhen. Bei stillenden Müttern beginnt am dritten Tag nach der Geburt der Milcheinschuss, schon die leichteste Berührung bereitet der gespannten Brust nun Schmerzen. Nur an die nächste Stillmahlzeit zu denken lässt wieder einen Sturzbach fließen. Die Dammnaht oder Kaiserschnittnarbe macht sich überdies an diesem Tag ebenfalls in erheblichem Maße bemerkbar, da der Körper ohnehin empfindlich reagiert.
Alles hat ein Ende auch der Baby Blues
Zu allem Überfluss bekommt das Baby ausgerechnet jetzt die Neugeborenengelbsucht und ist nicht gewillt zu schlafen und die Nahrungsaufnahme klappt auch nicht wie gewünscht. Kommen dann noch Blähungen hinzu, ist der Tag perfekt und Zeit zum Ausruhen ist Mangelware. Doch keine Sorgen, der Baby Blues ist eine ganz natürliche Erscheinung, die bei manchen Müttern stärker und bei anderen Müttern weniger stark ausgeprägt ist, eines ist jedoch sicher – er geht vorbei!
Bild © Jesse Therrien / sxc.hu
Über den Autor von Wenn der Baby Blues zu Tränen rührt
Judith Schomaker nutzt als Mutter oftmals ihre eigenen Erfahrungen aus der Welt der Kinder und bannt diese gekonnt in interessante Artikel. Als freie Autorin und Journalistin gelingt es ihr so, Familie und Beruf wunderbar miteinander zu kombinieren.
Weitere Artikel von Judith Schomaker
Wenn der Baby Blues zu Tränen rührt wurde geschrieben am 5.03.2018 und unter den Kategorien Erziehung, Entwicklung veröffentlicht.