Spiel nicht mit den Schmuddelkindern

SchmuddelkinderSchon 1965 brachte der deutsche Liedermacher Franz Josef Degenhardt mit dem Lied „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ das verzweifelte Aussuchen der richtigen Freunde für die eigenen Kinder auf die pädagogische Tagesordnung. Was damals noch ironisch die allgemeine deutsche Spießigkeit aufs Korn nahm ist heute Ausdruck von Angst vor falschen oder schlechten Einflüssen auf die charakterliche Entwicklung der Sprösslinge. Noch immer versuchen Eltern den Freundeskreis ihrer Kinder aktiv nach ihren Interessen und Werten zu gestalten. Freundschaften mit Kindern, die nicht nach dem gleichen erzieherischen Strickmuster aufwachsen, werden nicht oder nur schweren Herzens geduldet. Doch häufig geht dieses Ansinnen nach hinten los. Kinder wollen ihren eigenen Freundeskreis aufbauen und Eltern müssen einfach nur Geduld und das Vertrauen in die eigenen Kinder haben.

Durch Enttäuschung Freundschaft lernen

Die ersten Kinderfreundschaften entstehen in der Regel nicht durch die gegenseitige charakterliche Anerkennung oder durch Zuneigung. Vielmehr stehen der Unterhaltungswert und das Besondere des anderen Kindes im Vordergrund, wenn es um die Auswahl der Spielgefährten geht, mit dem sich das Kind tagtäglich treffen möchte. Wahre Freundschaft lernen Kinder erst mit der Zeit. Wenn sie plötzlich merken, dass der vermeintlich tolle Freund ihnen nie hilft oder nach Lust und Laune im alltäglichen Spielen gegen andere Kinder ersetzt, merken Sie, was ihnen dieses Kind wirklich bringt; oder eben nicht bringt. Diese Erfahrung ist schmerzhaft, aber nur so wird der Wert von Freundschaft erlernt.

Geduld und Vertrauen aufbringen

Eltern neigen häufig dazu, den Kindern schon im Vorfeld der Freundschaft von den vermeintlichen Freunden abzuraten, da sie durch ihre Lebenserfahrung meinen, die charakterliche Eigenschaft diese Freundes einschätzen zu können. Doch die eigenen Kinder haben diese Erfahrung nicht und können nicht glauben, dass dieser Freund nicht gut für einen ist. Je mehr die Eltern intervenieren, desto starrer und verbohrter klammern sie sich an den Freund. Hier hilft nichts, außer das bereits erwähnte leidliche Sammeln der eigenen Erfahrung. Hier müssen Eltern einfach Vertrauen in die charakterliche Stärke der eigenen Kinder haben. Kinder können durchaus selber wahre Freundschaften erkennen.

Beobachten und nur im Notfall eingreifen

Natürlich müssen die Eltern ein Auge auf den Freundeskreis ihrer Kinder haben. Häufig fehlt es den eigenen Kindern auch an Wissen über den sozialen Background der Freunde. Insbesondere wenn im jugendlichen Alter vermeintliche Freunde mit kriminellen Hintergrund, politisch extremen Meinungen oder Suchtproblemen in das Leben der Kinder treten muss Obacht walten. Aber auch hier hilft kein Verbot weiter. Ein offenes und gleichberechtigtes Gespräch mit dem Kind über den problematischen Freund kann dazu führen, dass das eigene Kind sensibilisiert wird und aufpasst. Die Freundschaft muss dabei nicht leiden.

Über den Autor von Spiel nicht mit den Schmuddelkindern

Bernhard Rupieper

(Jahrgang 1970) ist verheiratet und hat zwei Söhne (Jg. 05 und 08) und eine Tochter (Jg. 10). Die Familie, sowie Haus und Garten, nehmen den Großteil seiner Freizeit ein.

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Spiel nicht mit den Schmuddelkindern wurde geschrieben am 8.09.2016 und unter den Kategorien Erziehung veröffentlicht.

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