Aus der Sicht eines Kindes
Wenn Sie sich einmal in die Situation Ihres Kindes versetzen, leuchten die manchmal orthodoxen Reaktionen und Handlungen ihrer Sprösslinge in Alltagssituationen schnell ein. Stellen Sie sich vor, Sie sind etwa drei Köpfe kleiner, ihr Sichtfeld ist eingeschränkt und sämtliche Geräusche dringen ungefiltert durch ihr Ohr zum Gehirn. Dann sollen Sie eine viel befahrene Straße, zwischen zwei Autos heraus sicher überqueren. Ganz schön schwierig, oder?
Ab ins Bett
Für Kinder sieht die Welt gänzlich anders aus, als für uns Erwachsene. Das vergessen wir recht schnell, wenn es darum geht, dass sie den Schulweg sicher bezwingen oder während der Nacht ohne Murren im eigenen Bettchen schlafen sollen. Wenn Kinder sich wehren, die Nacht alleine in ihrem Bett zu verbringen, sollten wir uns also einmal auf die Ebene unseres Kindes begeben, denn vieles bleibt den Kleinen, allein schon wegen ihrer geringen Größe, verborgen und macht ihnen deshalb Angst. Vielleicht ist es der Schrank, der die Sicht auf den rettenden Flur versperrt, oder der Teddy in der Ecke, der nachts zum bösen Monster wird, weil aus dem Bett heraus nur noch sein Profil ersichtlich ist. Wer das Kinderzimmer in enger Zusammenarbeit mit dem Kind, entsprechend seiner Bedürfnisse einrichtet und sich einmal in die Hocke begibt, nimmt vielen Dingen schon im Vorfeld den Schreck und wird im Gegenzug durch ein Kind belohnt, welches gern die Nacht in seinem eigenen Bett verbringt.
Eingeschränkte Sicht
Schwieriger ist das sicherlich im Straßenverkehr. Das eingeschränkte Sichtfeld macht das herannahende Auto schnell zum toten Punkt. Auch das Gespür, Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen, ist für Kinder extrem problematisch. Erschwerend hinzu kommt das explizite Gehör unserer Kinder. Zwar hören sie in den meisten Fällen ganz hervorragend, doch ist ihr Gehirn noch nicht in der Lage, wichtige von unwichtigen Geräuschen zu unterschieden. Ein hupender Autofahrer, der damit die Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte, wird nur all zu schnell einfach „überhört“, weil das Gehirn gerade mit Nebensächlichkeiten, wie etwa dem bellenden Hund vom Nachbarn beschäftigt ist. Hinzu kommt noch die geringe Größe der kleinen Verkehrsteilnehmer, die dadurch oft übersehen oder zu spät erkannt werden und auch selber nicht über Hindernisse hinwegblicken können.
Aufmerksamkeit erhöhen
Daher gilt, besonders im Straßenverkehr, dass Eltern größten Wert auf die gute Sichtbarkeit ihrer Kinder legen sollten. Reflektierende, helle Kleidung oder Fahrradfähnchen, die auch über Autodächer hinweg ragen, lassen die „unsichtbaren“ Kleinen schnell zu gut erkennbaren Lichtflecken werden. Auch bei Spaziergängen oder beim Spiel an der frischen Luft gilt: insbesondere in der Dämmerung größtmögliche Aufmerksamkeit erzeugen. Taschenlampen und Reflektoren sind dabei ein äußerst wirksames Mittel, um anderen Verkehrsteilnehmern die eigene Anwesenheit zu signalisieren. Und nicht zuletzt gilt, gehen Sie als Vorbild voran. Das „ausnahmsweise-bei-rot-über-die-Ampel-gehen“ sollten Sie daher tunlichst unterlassen. Kinder können nicht unterschieden, wann beim „Ausnahmsweise“ keine Gefahr lauert und wann sie buchstäblich „unter die Räder“ geraten können.
Bild © S. Hofschlaeger / pixelio.de
Über den Autor von Aus der Sicht eines Kindes
Judith Schomaker nutzt als Mutter oftmals ihre eigenen Erfahrungen aus der Welt der Kinder und bannt diese gekonnt in interessante Artikel. Als freie Autorin und Journalistin gelingt es ihr so, Familie und Beruf wunderbar miteinander zu kombinieren.
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Aus der Sicht eines Kindes wurde geschrieben am 25.06.2012 und unter den Kategorien Eltern sein veröffentlicht.