Kinder in der medialen Welt

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Heute haben Kinder oft ein voll medial ausgestattetes Kinderzimmer: TV, Computer, MP3, Handy, ...

Wir leben in einer medialen Welt. Unser Alltag ist geprägt von Fernsehen, DVD, Radio, MP3-Player, Handy, Internet, Videospielen und virtuellen sozialen Netzwerken. Unsere Kinder wachsen in dieser Welt auf, für sie sind die technischen Möglichkeiten ebenso normal wie für die Generation ihrer Eltern Brettspiele und Kinderbücher.

Bis zu 53 Stunden in der Woche vor TV & Co.

Laut einer aktuellen Studie verbringen US-amerikanische Kinder im Alter von 2-5 Jahren im Durchschnitt mehr als 32 Stunden in der Woche vor einem Bildschirm. Den Großteil dieser Zeit verbringen sie mit Fernsehen oder DVD schauen, einen kleineren Anteil mit dem Spielen von Videospielen. Dieser Anteil verschiebt sich mit zunehmendem Alter zugunsten der Spielekonsolen. Eine andere Umfrage hat gezeigt, dass amerikanische Kinder zwischen 8 und 18 Jahren heute an einem typischen Tag über 7,5 Stunden mit Unterhaltungsmedien (TV, Computer, Videospiele, Handy) verbringen – das sind in der Woche mehr als 53 Stunden! Berücksichtigt man, dass immer mehr Kinder auch verschiedene Medien gleichzeitig nutzen (z.B. beim Fernsehen eine SMS schreiben oder beim Computerspielen Musik hören), wären es netto sogar fast 11 Stunden. Zum Vergleich: Die gleiche Altersgruppe verbringt nur 25 Minuten am Tag mit Lesen. Diese Zahlen sind erschreckend und obwohl sie auf Daten aus den USA basieren, dürften sie hierzulande ähnlich aussehen. Und dies kann negative Folgen haben: Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. weist z.B. darauf hin, dass sich unangemessener Medienkonsum bei Kindern auch auf das Kurzzeitgedächtnis und damit auch auf die Schulleistung auswirken kann.

Computerverbot ist der falsche Weg

Doch wie sollen Eltern mit der zunehmendem Medialisierung umgehen? Was soll den Kindern erlaubt, eingeschränkt oder verboten werden? Eine pauschale Antwort zu geben ist schwierig, denn hier ist ein echter Balanceakt erforderlich. Auf der einen Seite darf den Kindern der Zugang – und damit auch die Möglichkeit, den Umgang mit technischem Fortschritt frühzeitig zu lernen – nicht verwehrt werden. Ein striktes Verbot wäre nicht nur nicht zeitgemäß, sondern auch kontraproduktiv. Vielmehr geht es darum, den Kindern einen verantwortungsbewusstem Umgang mit Unterhaltungsmedien beizubringen. Ziel sollte sein, einen gesunden Ausgleich zwischen medialen Aktivitäten und anderen Interessen zu schaffen. Das liegt in der Verantwortung der Eltern und ist bestimmt nicht immer einfach. Vergessen Sie nicht: Als Eltern sind Sie das Vorbild Ihrer Kinder, deshalb sollten Sie selbst Ihren Umgang mit Medienangeboten kritisch hinterfragen. Sie haben viele Möglichkeiten, ihr Kind zur Medienkompetenz zu erziehen:

  • Gestalten Sie den Alltag Ihrer Kinder bewusst und machen entsprechende abwechslungsreiche Angebote: Freizeitaktivitäten wie Ausflüge, Spielen, Basteln oder Lesen machen Kindern mindestens ebenso viel Spaß, wenn sie gemeinsam und mit Freude durchgeführt werden
  • Fördern Sie die sonstigen Interessen Ihrer Kinder und unterstützen Sie sie in aktiven und kreativen Tätigkeiten
  • Seien Sie offen für technische Neuerungen und bereit dazu, auch von Ihren Kindern zu lernen
  • Wählen Sie die Medieninhalte gezielt aus und halten Sie sich dabei an die vorgegebenen Altersempfehlungen
  • Bevorzugen Sie Medien, die Interaktionen erlauben oder das Kind anregen, selbst aktiv zu werden
  • Nutzen Sie die Medien bewusst und gemeinsam, sprechen Sie mit Ihren Kindern vorher und anschließend über das Gesehene oder Erlebte
  • Legen Sie bestimmte Zeiten oder Zeiträume fest, die für Medieninhalte und solche, die für andere Aktivitäten bestimmt sind, dabei sollten letztere immer den größeren Anteil der Freizeit ausmachen

Lassen Sie Ihr Kind nicht alleine, sondern steuern und begleiten Sie es bei den Erfahrungen, die es mit den verschiedenen Medien macht. So helfen Sie Ihrem Kind, Medienkompetenz zu erlangen und sich sowohl der Chancen als auch der Risiken und der allgemeinen Bedeutung von Unterhaltungsmedien bewusst zu werden.

Über den Autor von Kinder in der medialen Welt

Dr. Melanie Hahn

ist Diplom-Psychologin und seit ihres Studiums immer wieder in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Außerdem schreibt und liest sie gerne und unternimmt in ihrer Freizeit gerne Ausflüge mit ihrem Mann und ihrem Hund.

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Kinder in der medialen Welt wurde geschrieben am 3.02.2010 und unter den Kategorien Freizeit, Eltern sein veröffentlicht.

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